PDF Basket
Die landwirtschaftliche Verarbeitungs- und Nahrungsmittelindustrie in Europa steht vor zahlreichen verknüpften Herausforderungen. Die Betriebe müssen sichere und ausreichend Nahrungsmittel für eine wachsende Bevölkerung erzeugen, dabei aber die Auswirkungen auf die Umwelt reduzieren. Gleichzeitig sollen Angestellten angemessene Löhne gezahlt und ländliche Gemeinden unterstützt werden, die durch Machtungleichgewichte entlang der Wertschöpfungskette zunehmend in die Ecke gedrängt werden.
Bisher gab es meist nur isolierte Ansätze, diese Probleme zu beheben. Das Ploutos-Konsortium hat diesen Trend mit einem innovativen Rahmen durchbrochen, bei dem die gesamte Wertschöpfungskette und die Auswirkungen der einzelnen Ansätze insgesamt berücksichtigt werden.
„Der Ansatz von Ploutos war systembasiert“, erklärt Nikos Marianos, der das Projekt im Namen von Gaia Epicheirein koordinierte, einem Verband mit mehr als 150 000 landwirtschaftlichen Betrieben. Das Ziel des Konsortiums war es, einen neuen Rahmen zu schaffen, um die wettbewerbsfähige Erzeugung von Agrarlebensmitteln, Nachhaltigkeit und Einkommensgerechtigkeit zu stärken – ohne dabei zu vernachlässigen, dass die Zukunft der Landwirtschaft nicht ausschließlich von technologischem Fortschritt abhängen darf.
„Die Digitalisierung ist kein Allheilmittel“, sagt Marianos. „Im vergangenen Jahrzehnt sind das Interesse an und die Investitionen in digitale Technologien in der Landwirtschaft explosionsartig gestiegen. Schlagwörter waren dabei ‚Präzisionslandwirtschaft‘, ‚Intelligente Landwirtschaft‘ oder ‚Digitale Landwirtschaft‘. Diese Fortschritte werden als immense Möglichkeit gesehen, die aktuellen Herausforderungen zu meistern, sodass erhebliche Finanzierungen von der Europäischen Kommission und aus dem Privatsektor fließen. Doch diese Bemühungen waren so technologieorientiert, dass sie nur sehr begrenzt tatsächlich eingesetzt werden.“
Ein ganzheitlicher Ansatz
Mit dem Rahmen für nachhaltige Innovation fördert das Ploutos-Team den Wechsel von technologiezentrierten Lösungen zu einem ganzheitlichen Modell, bei dem digitale Werkzeuge mit nachhaltigen Geschäfts- und Verhaltensinnovationen integriert werden. Mit dieser Strategie ist ein umfassender Ansatz sichergestellt, bei dem die zusammenhängenden Herausforderungen der Agrar- und Ernährungsindustrie angegangen und der Weg für langfristige Nachhaltigkeit geebnet wird.
Interessengruppen durch Zusammenarbeit unterstützen
Der Erfolg von Ploutos ist hauptsächlich auf den inklusiven Ansatz mit mehreren Parteien zurückzuführen: Das Team hat Interessengruppen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammengebracht, um gemeinsam Lösungen für kollektive Probleme zu finden. Der Fokus liegt auf landwirtschaftlichen Betrieben, doch die Zusammenarbeit wird zwischen ganz verschiedenen Parteien gestärkt. So gewährleistet das Ploutos-Team eine gerechte Verteilung der Vorteile, beschleunigt den Einsatz der Innovation und schafft ein Beispiel für die Einbindung von Interessengruppen in der Agrar- und Ernährungsindustrie.
Der Ehrgeiz im Projekt wurde über 11 Pilotprojekte zu nachhaltiger Innovation konkretisiert, bei denen in ganz Europa das immense Potenzial nachgewiesen wurde. Zu den Projekten gehören eine intelligente Anbaulösung in Griechenland für mehr Nachhaltigkeit und Transparenz, die FoodSHare-Plattform in Serbien und Nordmazedonien, über die überschüssige Lebensmittel an Bedürftige verteilt werden, und Initiativen zur Verbraucherstärkung über Schwarmauslagerung in Frankreich und Griechenland. Die Pilotprojekte stehen nicht nur für die Innovationskapazität im Projekt, sondern auch für den Einsatz für Inklusion und soziale Auswirkungen.
„An den Pilotprojekten sind ganz verschiedene Branchen beteiligt und die eingesetzten Innovationen sind unterschiedlich weit ausgereift. Es gab Pilotprojekte zum Ackerbau, Gartenbau, Dauergrünflächen, Viehzucht und Milcherzeugung sowie vier bereichsübergreifende Projekte zu mehreren Wertschöpfungsketten und den Agrar- und Lebensmittelerzeugnissen. Wir haben mit landwirtschaftlichen Betrieben, Verbänden, Unternehmen aus Lebensmittelindustrie und Agrartechnik, der Politik, Beratungsdiensten, Universitäten, Forschungszentren, Dienstleistungsanbietern und KMU zusammengearbeitet. Gleichzeitig haben wir zahlreiche einzigartige Innovationskombinationen getestet, darunter Technologien wie Satelliten, Drohnen, KI, Schwarmauslagerung und semantische Technologie“, berichtet Marianos.
Kommende Herausforderungen meistern
Marianos ist optimistisch, dass die Projektergebnisse ein Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Landwirtschaftskrise in Europa darstellen werden. „Wir versuchen, mit gezielten politischen Empfehlungen sowie Lösungen und Geschäftsmodellen für alle zu helfen. Für mich liegt der Schlüssel für eine beruhigte Agrar- und Ernährungsindustrie darin, die Kompromisse bei der Planung einer Intervention zu erklären und sicherzustellen, dass alle wichtigen Interessengruppen sichtbar profitieren.“
Das Ploutos-Team hat gezeigt, dass der Übergang zu einem nachhaltigen, gesunden und umweltfreundlichen Ernährungssystem mit einer Kombination aus kollaborativen Geschäftsmodellen und datengestützter Innovation möglich ist.
Ploutos wurde im September 2023 beendet, doch die Ergebnisse werden weiterhin vorgestellt und ausgenutzt. Die Anwendung des Rahmens für nachhaltige Innovation wird über die Ploutos Innovation Academy gestärkt, sodass die Vision für ein Innovationsökosystem, bei dem Nachhaltigkeit im Mittelpunkt steht, weiterhin lebendig und dynamisch verwirklicht wird.