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Digitalisiertes Handwerk bewahrt kulturelles Erbe

Viele historische Handwerke schweben in der Gefahr, mit der Zeit zu verschwinden, da sie immer weniger ausgeübt werden. Um sie zu erhalten, wurden ihre kreativen Prozesse und Endprodukte im Rahmen des EU-finanzierten Projekts Mingei digitalisiert. Neben dem Schutz der europäischen Kultur könnte das Projekt auch dem lokalen Tourismus Aufschwung verleihen.

©Wanlee #591083820 source: stock.adobe.com 2023

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Historische Handwerke sind ein Schlüsselelement der Kulturgeschichte. Sie vereint eine gemeinsame Geschichte der handwerklichen Gegenstände, Werkzeuge, Materialien und Handwerkskunst. Traditionelle Handwerkstechniken werden von der UNESCO als eine Form des immateriellen Kulturerbes bezeichnet, das Wissen und Fertigkeiten sowie die Bräuche und die Identität heutiger und früherer Gemeinschaften umfasst. Ungeachtet der ihnen innewohnenden kulturellen Bedeutung sind einige traditionelle Handwerke davon bedroht, für immer verlorenzugehen. Viele dieser Fertigkeiten werden nicht mehr oder geografisch isoliert praktiziert, und das Wissen über sie verblasst über die Generationen hinweg.

Das EU-finanzierte Projekt Mingei verfolgt das Ziel, traditionelle Handwerke und ihre Kulturgeschichte mittels Digitalisierung der handwerklichen Kunst und ihrer Schaffensprozesse zu bewahren. Dazu haben die Forschenden von Mingei eine Reihe von digitalen Inhalten erstellt, die jedem einzelnen Artefakt auch historische Aspekte zuweisen.

„Die beiden von uns beigetragenen Dinge waren ein Protokoll zur Aufzeichnung der handwerklichen Herstellung und ihrer Semantik sowie die Fähigkeit, auch die sozialen, historischen und wirtschaftlichen Aspekte von Handwerkstechniken durch Narrative darzustellen“, erklärt Xenophon Zabulis, Forschungsdirektor am Institut für Informatik der Stiftung für Forschung und Technologie in Griechenland und Mingei-Projektkoordinator.

Traditionelle Handwerkstechniken bewahren: Aber wie?

Das Team erstellte dreidimensionale Aufnahmen von im Entstehen begriffener Handwerkskunst und ergänzte diese um eine dreidimensionale Digitalisierung der Werkzeuge. Projektziel war die Erschaffung einer Wissensbasis, in der alle praktischen und kulturellen Informationen über jedes Handwerk gespeichert und mit anthropologischen Daten angereichert werden können.

Ein Beispiel dazu: Für die Seidenweberei, ein Handwerk, das traditionell in ganz Europa stark vertreten ist, hat Mingei eine Sammlung kuratierter historischer Narrative aus Krefeld, einer Stadt in Deutschland, zusammengestellt. Kombiniert wurden diese Informationen mit einer interaktiven Zeitleiste der Seidenverarbeitung in der Region, digitalen Darstellungen von Textilien, dreidimensionalen Rekonstruktionen und Lektionen über das Weben.

In ähnlicher Weise wurde das Handwerk der Glasbläserei in Form einer Reihe von dreidimensionalen Rekonstruktionen, historischen Narrativen und sogar Videos von Glasbläserkursen unter Einsatz gemischter Realität dokumentiert.

„Wir sind davon überzeugt, dass die beste Art der Bewahrung die Fortführung der Praxis ist“, fügt Zabulis hinzu. Ganz im Sinne dieser Absicht konzentrierte sich das Projekt Mingei außerdem auf die Durchführung von Veranstaltungen, um die Öffentlichkeit über die verschiedenen Technologien aufzuklären.

Ein Online-Zuhause für die digitale Bewahrung aufbauen

„Zur digitalen Bewahrung haben wir eine Online-Plattform geschaffen, auf der alle Inhalte zur Verfügung stehen. Und zwar nicht nur die Digitalisierungen, sondern auch die semantischen Repräsentationen“, betont Zabulis.

Die Plattform ist der Öffentlichkeit frei zugänglich und kann für weitere Forschungsprojekte genutzt werden. Sie enthält Webseiten über Handwerke sowie Audio- und Video-Präsentationen, von denen einige für Hörgeschädigte in Gebärdensprache übersetzt wurden.

Im Rahmen eines weiteren bevorstehenden EU-finanzierten Projekts namens Craeft, wird die Mingei-Plattform genutzt, um einige der kognitiven Aspekte der Kreativität zu erkunden und zu erforschen, wie ein Entwurf konzipiert und der erdachte Plan realisiert wird. „Diese Aspekte einzufangen, die hauptsächlich im Kopf eines Menschen stattfinden, das ist unser Ziel“, erklärt Zabulis.

Kulturtourismus in Planung

Die Forschenden planen, haptische Rückmeldungen in die Darstellungen einzubauen. Dabei sollen im Wesentlichen Berührungsempfindungen in die Lehrmethodik einbezogen werden.

„Auf diese Weise können auch über große Entfernungen hinweg Kurse mit Anleitungen erteilt werden“, erläutert Zabulis, was der Verbreitung bestimmter Handwerkstechniken dienen könnte, von denen nur wenige, über den ganzen Kontinent verstreute Fachleute etwas verstehen. Die Fortsetzung der im Rahmen des Projekts Mingei geleisteten Arbeit wird überdies dazu beitragen, europaweit den Kulturtourismus zu fördern.

Zu den neuen Workshops zählen experimentelle Präsentationen, bei denen sich touristisch Reisende selbst handwerklich versuchen können. Ein Nebeneffekt dieser Art der Inklusion könnte zudem in einem Auswärtstrend bei den neu im Handwerk Auszubildenden bestehen, der wiederum hilfreich wäre, um die Praktiken am Leben zu erhalten.

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Einzelheiten zum Projekt

Kurztitel des Projekts
Mingei
Projekt-Nr.
822336
Projektkoordinator: Griechenland
Projektteilnehmer:
Frankreich
Deutschland
Griechenland
Italien
Niederlande
Schweiz
Aufwand insgesamt
€ 3 499 853
EU-Beitrag
€ 3 260 791
Laufzeit
-

Siehe auch

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