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Research and Innovation

Anhand von Klassikern trainierte KI hilft, in der Geschichtsforschung Lücken zu füllen

Alte Inschriften können uns viel über vergangene Zivilisationen lehren. Leider sind diese Inschriften oft unleserlich oder ihr Herkunftsort ist unbekannt. Über das EU-finanzierte Projekt PythiaPlus wurde daher ein KI-gestütztes Instrument entwickelt, mit dem in der Geschichtsforschung fehlender Text wiederhergestellt und das ursprüngliche Datum und der Ort der Inschrift bestimmt werden können.

©Sofiia #725583112 | source: stock.adobe.com

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Antike Inschriften sind ein wichtiges Zeugnis für das Verständnis vergangener Zivilisationen. Leider sind diese Inschriften allzu oft so stark beschädigt, dass sie nicht mehr lesbar sind. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Texte weit von ihrem ursprünglichen Standort entfernt gefunden werden können und ihr Entstehungsdatum ungewiss ist, wodurch in der Geschichtsforschung versucht werden muss, den fehlenden Text wiederherzustellen und das ursprüngliche Datum und den Ort der Niederschrift zu ermitteln.

Aber jetzt steht der Geschichtsforschung ein neues Instrument zur Verfügung, das beim Studium alter Inschriften hilft. „So wie Mikroskope und Teleskope den Bereich der Wissenschaft erweitert haben, könnte die KI in der Geschichtsforschung helfen, ihre Arbeitsabläufe erleichtern und unser kollektives Verständnis der antiken Schriftkulturen verbessern“, sagt Historikerin und Epigraphikerin Thea Sommerschield.

Mit Unterstützung der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen und in Zusammenarbeit mit Google DeepMind, der Universität Oxford und der AUEB-Universität in Griechenland hat Sommerschield „Ithaca“ entwickelt, das erste tiefe neuronale Netzwerk, das Inschriften aus der griechischen Antike restaurieren, datieren und zuordnen kann.

Ein kollaboratives Instrument für die Geschichtsforschung

Die Architektur des tiefen neuronalen Netzwerks Ithaca erlaubt die Verarbeitung großer Datenmengen und die Extraktion von Textmustern. Durch die Nutzung von Informationen, die für beide Seiten relevant sind, werden die Aufgaben der Textwiederherstellung und der geografischen und chronologischen Zuordnung zusammen angegangen.

Um den Wert von Ithaca als Forschungsinstrument zu maximieren, wurde es so konzipiert, dass es Ergebnisse bereitstellt, die in der Geschichtsforschung leicht interpretiert werden können und gleichzeitig die Zusammenarbeit erleichtern. „Wir haben auch mehrere Visualisierungsinstrumente implementiert, die den Forschenden helfen, die Ergebnisse von Ithaca besser zu interpretieren, um ein besseres Verständnis der antiken Geschichte zu erhalten und das Potenzial für die Zusammenarbeit zwischen KI und Geschichtsforschung zu erschließen“, fügt Sommerschield hinzu.

Dieses Potenzial für die Zusammenarbeit lässt sich an Zahlen ablesen. Während Ithaca allein bei der Wiederherstellung beschädigter Texte eine Genauigkeit von 62 % erreicht, erhöht es bei der Verwendung in der Geschichtsforschung deren Genauigkeit von 25 % auf 72 %. Das Instrument kann außerdem Inschriften mit 71 % Genauigkeit ihrem ursprünglichen Standort zuordnen und sie bis auf 30 Jahre genau datieren.

„Dieser kooperative Ansatz hat bereits zu Ergebnissen geführt: Schlüsseltexte des klassischen Athens wurden neu datiert und haben neue Debatten in der antiken Geschichte ausgelöst“, so Sommerschield.

Mithilfe von Ithaca die Vergangenheit vorhersagen

Ein Forschungsbericht über dieses Instrument wurde in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Zudem können Forschende, Lehrkräfte, Museumspersonal und andere dank einer Partnerschaft mit Google Cloud über eine kostenlose Online-Schnittstelle Ithaca für ihre eigenen Recherchen nutzen und erhalten wöchentlich Hunderte Anfragen.

Über 80 Lehrkräfte in ganz Europa haben Ithaca bereits erfolgreich in ihre Lehrpläne integriert und nutzen die KI-Instrumente, um die Kluft zwischen Informatik und Geisteswissenschaften zu überbrücken.

Doch dies ist erst der Anfang für Instrumente wie Ithaca und das Potenzial für die Zusammenarbeit zwischen KI und Geisteswissenschaften. Auch wenn das antike Griechenland für unser Verständnis der mediterranen Welt eine wesentliche Rolle einnimmt, ist es doch nur ein Teil eines umfassenden globalen Bildes von Zivilisationen.

„Ithaca kennt keine geografischen oder historischen Grenzen, da es aufgrund seiner Architektur leicht auf jede antike Sprache, von Latein bis Akkadisch, und auf Schriftträger wie Papyri und Manuskripte anwendbar ist“, sagt Sommerschield.

Das Forschungsteam trainiert das Instrument derzeit für andere alte Sprachen, aber in der Geschichtsforschung Tätige können bereits ihre eigenen Datensätze innerhalb der aktuellen Architektur verwenden, um andere alte Schriftsysteme zu untersuchen.

Laut Sommerschield bot das von PythiaPlus bereitgestellte Stipendium der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen eine entscheidende Erfahrung, die die Zusammenarbeit förderte, Netzwerke erweiterte und den Weg für zukünftige Durchbrüche ebnete. „Wenn wir mit Ithaca tiefer in die Vergangenheit eindringen, sind die Möglichkeiten für KI in der Geschichtsforschung endlos“, sagt sie abschließend.

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Einzelheiten zum Projekt

Kurztitel des Projekts
PythiaPlus
Projekt-Nr.
101026185
Projektkoordinator: Italien
Projektteilnehmer:
Italien
Aufwand insgesamt
€ 171 473
EU-Beitrag
€ 171 473
Laufzeit
-

Siehe auch

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