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Intelligente neue Verbindungen nehmen Tumore und tropische Krankheiten ins Visier

Krebs und vernachlässigte tropische Krankheiten betreffen jedes Jahr Millionen Menschen. Durch die Bestimmung von Verbindungen, die speziell auf die betroffenen Zellen abzielen, haben EU-finanzierte Forschende möglichen neuen Behandlungen den Weg geebnet. Diese Arzneimittel könnten Leben retten und den Menschen in Europa und der ganzen Welt zugutekommen.

©Kiattisak #559791231 source: stock.adobe.com 2023

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Krebserkrankungen und vernachlässigte Tropenkrankheiten werden nicht oft gemeinsam erforscht. Vernachlässigte Tropenkrankheiten sind chronische Infektionskrankheiten, die arme, marginalisierte Gemeinschaften in Entwicklungsländern unverhältnismäßig stark betreffen und für die es kaum innovative Behandlungsmethoden gibt.

Andererseits stellt Krebs ein weltweites Gesundheitsproblem dar, denn jedes Jahr werden rund 18 Millionen Fälle diagnostiziert. Nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Krebs die zweithäufigste Todesursache in den EU-Ländern, und jedes Jahr werden Milliarden Euro für die Entwicklung und den Einsatz von Behandlungsmethoden ausgegeben.

Allerdings birgt das Projekt VAHVISTUS, das mit Unterstützung der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen durchgeführt wird, das Potenzial, beides zu bekämpfen.

Von Sandmücken zu Krebs

Der Begriff Leishmaniose bezeichnet eine Gruppe verwandter Erkrankungen, die durch ein einzelliges Protozoon verursacht werden. Die durch Sandmücken übertragene Krankheit verursacht häufig große, schmerzhafte Hautläsionen.

„Leishmaniosen sind in 98 Ländern verbreitet“, erklärt VAHVISTUS-Projektkoordinator Andriy Grafov von der Universität Helsinki in Finnland. „Schätzungsweise 700 000 bis 1 Million neue Fälle treten jährlich auf.“

Die schwerste Form der Leishmaniose fordert jedes Jahr bis zu 30 000 Todesopfer und ist damit die zweittödlichste parasitäre Erkrankung nach Malaria.

Überraschenderweise könnte sich die Bekämpfung von Leishmaniose mit den Bemühungen um die Entwicklung wirksamerer Krebsbehandlungen überschneiden. „Im Inneren der Zelle durchlaufen Proteine, die zur Sekretion bestimmt sind, einen sogenannten Sekretionsweg“, erklärt Grafov. „Dieser Mechanismus kann manchmal eine Hintertür für einige Infektionen bieten. Es könnte sein, dass wirksame antiparasitäre Arzneimittel auch eine wesentliche tumorhemmende Wirkung besitzen“, sagt Grafov.

„Wir wollten herausfinden, ob wir sogenannte Arzneimittel-Vektor-Nanostrukturen entwickeln können, die sowohl gegen Tumore als auch gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten wirken können.“

Neue Verbindungen aus dem Amazonasgebiet isolieren

Das EU-finanzierte Projekt VAHVISTUS konzentrierte sich auf die adaptive Verabreichung von Arzneimitteln, die auf Zellen, entweder Tumorzellen oder von Parasiten infizierte Zellen, abzielen.

Grafov und sein Team begannen mit der Bestimmung mehrerer potenzieller Arzneimittelkandidaten. Das Projektteam untersuchte die gesamte Pipeline, von der Entwicklung dieser neuartigen Arzneimittel bis zu ihrer gezielten und adaptiven Verabreichung.

Dazu wurden neue Wirkstoffe und Formeln gegen Leishmaniose hergestellt, skaliert und zur Produktionsreife gebracht. Zudem wurden Arzneimittel-Vektor-Nanostrukturen konzipiert, die antiparasitäre und antitumorale Eigenschaften aufweisen. Anschließend wurden präklinische Evaluierungen erfolgreicher Arzneimittel-Vektor-Nanostrukturen durchgeführt.

Dem Projektteam ist es gelungen, wirksame tumorhemmende Arzneimittel zu bestimmen, die aus Pflanzen isoliert wurden, die in Marokko und im Amazonasgebiet heimisch sind. Diese Wirkstoffe wurden modifiziert und zu wirksamen medizinischen Formulierungen umgewandelt.

„Dieses Projekt konzentrierte sich auf die Erarbeitung neuer Behandlungen für Krebs und vernachlässigte tropische Krankheiten, und wir haben dabei Fortschritte erzielt“, erklärt Grafov. „Überraschend konnten wir bei mehreren der Wirkstoffe auch antineurodegenerative Eigenschaften feststellen. In Anbetracht der Alterung der Weltbevölkerung und der zunehmenden Bedeutung der Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen bei älteren Menschen könnte dies von großer Bedeutung sein.“

Ein weiterer wichtiger Erfolg des Projekts war die Entwicklung neuer beruflicher Fähigkeiten unter den in der Wissenschaft Tätigen der EU. Ausschlaggebend dafür war die Anwesenheit eines brasilianischen Partners.

„Dadurch konnten sich unsere Forschenden direkt an Studien und Experimenten im Amazonasgebiet beteiligen“, so Grafov. „Wir verfügten zudem über nicht-akademische Partner, die uns halfen, unsere Ergebnisse in realen industriellen Umgebungen zu demonstrieren und zu validieren.“

Auch wenn die Kommerzialisierung der bestimmten Wirkstoffe noch einige Jahre auf sich warten lässt, wird dies zweifelsohne das Ziel künftiger Initiativen sein.

„VAHVISTUS bot eine fantastische Gelegenheit, die internationale Zusammenarbeit zu fördern und die gemeinsame wissenschaftliche Forschung voranzutreiben, insbesondere in neuen Bereichen“, erklärt Grafov. „Die Zusammenarbeit innerhalb des Projekts wurde gestärkt, und wir bereiten unsere nächsten gemeinsamen Projektvorschläge vor.“

Insgesamt hat das Projekt durch seine Forschungsergebnisse zur Entwicklung neuer nanomedizinbasierter Behandlungen gegen Krebs beigetragen und damit Positives für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger in der EU bewirkt.

Die herausragendsten Forschungsergebnisse des Projekts führten zur Vorbereitung von drei nationalen Patenten, während die Kommerzialisierung der Projektergebnisse die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Pharmaindustrie weiter verbessern könnte.

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Einzelheiten zum Projekt

Kurztitel des Projekts
VAHVISTUS
Projekt-Nr.
734759
Projektkoordinator: Finnland
Projektteilnehmer:
Finnland
Italien
Ukraine
Aufwand insgesamt
€ 1 012 500
EU-Beitrag
€ 990 000
Laufzeit
-

Siehe auch

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