PDF Basket
Der Gebäudebestand Europas ist für 40 % des Energieverbrauchs in der EU verantwortlich, was die Energieeffizienz zu einem Schlüsselelement der EU-Klimaneutralitätsziele werden lässt.
Im Rahmen des Projekts D^2EPC wurde die Art und Weise verändert, wie wir die Energieeffizienz von Gebäuden bewerten und optimieren. Im Mittelpunkt steht das Konzept der nächsten Generation dynamischer digitaler Ausweise über die Gesamtenergieeffizienz.
Die traditionellen Ausweise über die Gesamtenergieeffizienz fungieren als Energieetiketten für Gebäude, wobei in der Regel ein Buchstabensystem verwendet wird, bei dem „A“ für außergewöhnliche Effizienz und „G“ für die geringste Effizienz steht. Diese statischen Zertifikate bieten eine Momentaufnahme, die oft auf einer prognostizierten Energieeffizienz und nicht auf realen Daten beruht und daher schnell veraltet sein kann.
Die Arbeit von D^2EPC verfolgte das Ziel, diesen Ansatz zu revolutionieren. Stellen Sie sich Zertifikate vor, die nicht statische, sondern dynamische Dokumente sind, die sich an die tatsächliche Energieeffizienz eines Gebäudes anpassen und aktualisieren. Sie umfassen den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes, wobei sie eine Gesamtperspektive wiedergeben, die für ein ganzheitliches Verständnis der Gesamtenergieeffizienz eines Gebäudes unerlässlich ist. Dieser Wandel beruht auf dem Konzept intelligenter Gebäude, die mit Sensoren ausgestattet sind, die eine Fülle von Daten über den Energieverbrauch, Gebäudenutzungsmuster und sogar die Luftqualität in Innenräumen sammeln.
Alle Daten fließen in den D^2EPC-Multiparameter-Bewertungsrahmen ein, der ein umfassendes Verständnis der Energieeffizienz, der Intelligenz, der Umweltauswirkungen eines Gebäudes und des Komforts für die Menschen in ihm vermittelt.
„Unsere Vision war von Anbeginn an klar definiert“, sagt Projektleiterin Panagiota Chatzipanagiotidou. „Wir wollten ein Werkzeug für den EU-weiten Einsatz bereitstellen und den Prozess der Ausweise über die Gesamtenergieeffizienz auf der Grundlage von digitalen Zwillingen auf Bauwerksdatenmodellierungsbasis automatisieren.“
Eine nutzungsfreundliche Plattform
Das D^2EPC-Team hat eine nutzungsfreundliche Plattform mit zwei Schnittstellen entwickelt: eine vereinfachte Version für die Mietparteien/das Gebäudemanagement zum einfachen Verständnis der Energieeffizienz ihres Gebäudes, und eine detailliertere Version zur Begutachtung der Ausweise über die Gesamtenergieeffizienz, um Bewertungen durchzuführen, wobei auch die Glaubwürdigkeit und Qualität des Bewertungsprozesses überprüft wird.
Zu den Funktionen gehören Diagramme, 3D-Modelle und GIS-Darstellungen, die den Nutzenden ein klares Bild von der Nutzung ihres Gebäudes vermitteln, sowie Einblicke und Empfehlungen im Zusammenhang mit Renovierung, Vorhersagen über die Gebäudebetriebseffizienz und Benachrichtigungen im Falle eines ineffizienten Betriebs.
„D^2EPC geht über die reine Energienutzung hinaus“, erklärt Chatzipanagiotidou. „Es werden Faktoren wie die Intelligenz des Gebäudes, der Nutzungskomfort, finanzielle Indikatoren und Nachhaltigkeit berücksichtigt, um ein umfassendes Bild anzubieten.“
Aber im Zuge von D^2EPC ging es nicht nur um ein theoretisches Konzept. Es wurde anhand von realen Pilotprojekten an vier verschiedenen Standorten in Europa erprobt.
Die Initiative umfasste sechs Gebäude, von Mehrfamilienhäusern und Büros in Deutschland bis hin zu gemischt genutzten Universitätsgebäuden in Zypern und Wohngebäuden in Griechenland. Interessanterweise kamen bei einigen dieser Pilotprojekte bereits Funktionen für intelligente Gebäude oder Systeme für erneuerbare Energien zum Einsatz, was dem Projektvorhaben eine weitere Ebene der Komplexität und wertvolle Daten hinzufügt.
Der Nutzen erstreckt sich über einzelne Gebäude hinaus. Verantwortliche der Politik erhalten ein leistungsfähiges Instrument zur Entwicklung gezielter Energieeffizienzmaßnahmen auf der Grundlage eines umfassenderen Verständnisses der Energieeffizienz von Gebäuden in ganzen Regionen – und damit eine datengestützte Plattform zur wirkungsvollen Planung und Entscheidungsfindung.
Das D^2EPC-Team konzentrierte sich gleichermaßen darauf, die Kompetenzen der Hausbesitzparteien zu erweitern. Mit den Ausweisen über die Gesamtenergieeffizienz der nächsten Generation können sie ihr Eigentum nun sowohl hinsichtlich der Energieeffizienz als auch des Komforts optimieren, was zu potenziellen Kosteneinsparungen und einem attraktiveren Mietmarkt führt.
Zertifikate der nächsten Stufe, Ergebnisse der nächsten Stufe
„D^2EPC vereinte ein vielfältiges Team von Fachleuten aus dem akademischen Bereich, Normungsgremien, Technologieunternehmen und Energieagenturen aus ganz Europa“, fügt Chatzipanagiotidou hinzu. „Und diese Zusammenarbeit war für den Erfolg entscheidend.“
Die Auswirkungen des Projekts sind nicht zu bestreiten. Im Zuge von D^2EPC wurden vierzehn wissenschaftliche Arbeiten und mehr als 55 Website-Artikel veröffentlicht, sowie eine neue Arbeitsgruppe für Normung gegründet, die sich mit betrieblicher Bewertung befasst. Zudem gewann das Team sogar einen der renommierten „Standards+Innovation Awards 2023“ in der Kategorie Projekt des Europäischen Komitees für Normung (CEN).
Da Gebäude einen erheblichen Anteil am Gesamtenergieverbrauch der EU haben, wird dieses innovative Zertifikat Europa dabei unterstützen, die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen. Die Ausweise über die Gesamtenergieeffizienz gemäß den Zielen des Projekts stellen mit ihrem dynamischen und datengesteuerten Ansatz ein leistungsstarkes Instrument zur Bewältigung dieser Herausforderung dar.