Auf Mission im Kampf gegen Plastikverschmutzung
"Sie haben oft das Bild des verrückten Wissenschaftlers im Laborkittel im Kopf, aber dann waren sie plötzlich selbst Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler"
Als Teil des deutschen Teams von PlasticPiratesEU haben Tim und seine Kolleginnen und Kollegen eine innovative Möglichkeit gefunden, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte aus Schulen in ganz Deutschland und darüber hinaus dazu zu bewegen, bei der Datenerhebung zum Ausmaß der Plastikverschmutzung in den Flüssen Europas zu helfen.
Plastikverschmutzung betrifft uns alle, denn sie stellt eine Bedrohung für wildlebende Tiere dar, beeinflusst die Qualität unserer Meere und Flüsse und kann unserer Gesundheit schaden. Ein klareres Bild der Verteilung von Plastikverschmutzung an unseren Wasserstraßen ist wichtig, um wirksame Lösungen zu erarbeiten und bereits vorhandene Strategien, wie das EU-weite Verbot von Einwegkunststoffartikeln, auszuwerten.
Die Arbeit von Tim und den anderen Forschenden der Plastic Pirates in ganz Europa ist ein wichtiges Beispiel dafür, wie Forschungsinitiativen auf lokaler Ebene in Europa weltweite Auswirkungen haben können.
Zeit für Drecksarbeit
Die Einbindung von Schulen war von entscheidender Bedeutung, um ausreichend Daten für eine Karte der Verschmutzung von Flüssen in Europa zusammenzutragen. Die teilnehmenden Klassen erhalten ein Probenkit mit detaillierten Anweisungen zur Sammlung von Abfall- und Mikroplastikproben aus einem Fluss oder See der Region. Sie melden Ihre Ergebnisse, indem sie die erfassten Daten direkt auf der Projektwebsite hochladen.
Die Initiative „Plastic Pirates“ begann 2016 in Deutschland und wurde dann auf Portugal und Slowenien ausgeweotet. Mittlerweile hat das Projekt 12 lokale EU-Partner engagiert: Belgien, Bulgarien, Deutschland, Georgien, Griechenland, Italien, Litauen, Österreich, Portugal, Slowenien, Spanien, Ungarn. Im Herbst 2022 haben mehr als 5 000 Schülerinnen und Schüler an der Probenahme teilgenommen.
“Der Ausbau des Fachwissens über die Gesundheit unserer Gewässer durch diese Art Arbeit ist essentiell dafür, eine nachhaltigere und gesündere Zukunft aufzubauen.
Einfach gesagt, könnte kein wissenschaftliches Team diese Arbeit in diesem Umfang durchführen.
Die Arbeit mit der Öffentlichkeit ist auch in anderer Hinsicht wertvoll: Sie hat einige wichtige und unerwartete Ergebnisse geliefert. Damit das Experiment für möglichst viele Schulen umsetzbar ist, ohne dass ein Bus gemietet oder weit gereist werden muss, konnte der Fluss frei gewählt werden. Dabei war es egal, wie groß der Fluss ist und ob er als besonders verschmutzt gilt.
So wurden also Ergebnisse zu Flüssen hochgeladen, die viel kleiner waren als erwartet, manchmal keine zwei Meter breit. Tim erklärt: „Die Mikroplastikprobe mit der größten Verschmutzung kam aus einem Fluss, der so flach ist, dass die Schulkinder darin stehen konnten.“ Das ist eine wichtige Erkenntnis, mit der das Forschungsteam nicht gerechnet hatte.
Wertvolle Perspektiven
Tim beschreibt, wie die Arbeit mit Schulen und jungen Menschen für ihn als Wissenschaftler, der es gewohnt ist, tagelang mit umfangreichen Datensätzen zu arbeiten, ihm geholfen hat, mehr über die Bedeutung seiner Arbeit nachzudenken.
„Bei der Arbeit mit Schulkindern wird man ständig unterbrochen und muss seine Arbeit erklären. So musste ich als Wissenschaftler auch hinterfragen, was ich gerade tue. Ist das wirklich relevant? Wie könnte ich es Schulkindern und auch der Öffentlichkeit erklären? Ist das wichtig für die Gesellschaft?“
Die Verbindung zwischen Forschung und Alltagsproblemen ist besonders hinsichtlich Plastikverschmutzung wichtig. Es ist allgemein bekannt, dass sie ein großes Problem darstellt und wir handeln müssen, aber Kinder und Jugendliche wissen nicht immer, wie sie einen Beitrag leisten können. „Man kann ihnen nicht vorgeben, Lebensmittel zu kaufen, die doppelt so teuer sind, dafür aber keine Verpackung haben“, betont Tim.
Durch die Einbindung junger Menschen in praktische Forschung, die begutachtet und veröffentlicht wird, bauen die Kinder ihre wissenschaftlichen Kompetenzen aus und erfahren, wie sie an Untersuchungen teilnehmen können, die die Probleme der Gesellschaft angehen.
Er berichtet zum Beispiel davon, dass einige Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte beim Labor Tipps zu Experimenten eingeholt haben, die sie selbst durchführen wollten.
Gewässer ohne Verschmutzung sind wichtig für die Gesundheit der Menschen und des Planeten. Der Ausbau des Fachwissens über die Gesundheit unserer Gewässer durch diese Art Arbeit ist essentiell – wenn wir nicht wissen, was falsch läuft, können wir es nicht ändern.
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