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Öffentliche Dienststellen wie das Gesundheitswesen sehen sich immer neuen Herausforderungen gegenüber und brauchen jeweils innovative Lösungen. Nehmen Sie an, Sie wären eine Pflegekraft, die werdenden Müttern natürlich auch in Zeiten von COVID-19 pränatale Beratung bietet. Wie stellen Sie sicher, dass sie alle notwendigen Informationen erhalten, während die Krankenhäuser kurz vor der Überlastungsgrenze stehen? Oder wie können Fachkräfte des Gesundheitswesens, die mit COVID-19-Fällen überschwemmt werden, anscheinend genesene Menschen entlassen und dennoch aus der Ferne ihre Atemfrequenz prüfen?
In beiden Szenarien sind potenzielle Innovationen dringend notwendig. Standardlösungen wie die vorkommerzielle Auftragsvergabe oder die innovationsfördernde öffentliche Beschaffung wären über das Ziel hinausgeschossen: Sie sind für sehr große Projekte geeignet, decken jedoch nicht alle Aspekte der Beschaffungsanforderungen ab, besonders bei niedrigen Budgets. Kleinere Unternehmen könnten helfen, doch diese haben meist nur begrenzten Kontakt mit öffentlichen Stellen und kennen deren Anforderungen nicht gut genug, um eine Investition zu wagen.
Hier kommt inDemand ins Spiel und schlägt die gemeinsame Entwicklung als Mittel vor, mit dem private Unternehmen schnell den Bedarf öffentlicher Stellen decken können. „Mit dem neuen Modell von inDemand kann die Politik Krankenhäusern und Unternehmensleitenden helfen, gemeinsam mögliche Chancen für niedrige Budgets zu verstehen. Jetzt haben kleinangelegte Innovationsbeschaffungen endlich ihr eigenes Modell“, sagt Myriam Martin, Koordinatorin von inDemand im Auftrag von Ticbiomed. Konkret bedeutet das, dass inDemand einen Prozess zum beiderseitigen Vorteil schafft, bei dem Gesundheitsorganisationen und IT-Unternehmen eng zusammenarbeiten und neue, innovative digitale Lösungen entwickeln. Die Unternehmen bekommen einzigartigen Zugang zu Endnutzenden und können so deren Probleme und Anforderungen besser verstehen. Gleichzeitig können Fachkräfte im Gesundheitswesen aktiv an der Entwicklung und Co-Creation teilnehmen, die ihren Alltag letztendlich einfacher machen und die Pflege und Dienste für behandelte Personen verbessern wird.
„Es gibt drei zentrale Vorteile“, erklärt Martin. „Erstens stellt ein bedarfsorientierter gemeinsamer Schaffungsprozess eine kürzere Entwicklungszeit zwischen der Problembestimmung und Lösungsanwendung sicher. Dann steigert dies das Bewusstsein des Personals in Gesundheitsorganisationen für die Vorteile digitaler Gesundheitslösungen. Zuletzt trägt es zu einer schnelleren Digitalisierung von Gesundheitsorganisationen bei.“
Von der Theorie direkt in die Praxis
Der neue Prozess wurde in drei Pilotregionen ausführlich getestet – Murcia in Spanien, Paris in Frankreich und Oulu in Finnland – und in weiteren 12 Regionen eingeführt, die der inDemand-Gemeinschaft beigetreten sind.
Das Projekt kann bereits konkrete Erfolge verzeichnen, die zu 22 innovativen Lösungen führten. Bemerkenswert sind zwei Fälle im Zusammenhang mit Schwangeren und Menschen, deren Atemwege überwacht werden müssen. Buddy Healthcare ist eine mobile App, die werdenden und neuen Müttern wichtige Informationen zum Thema Stillen bietet. Außerdem können Fragen und Bilder an Fachkräfte im Gesundheitswesen gesendet werden. Mit dem NE Device SW können die Atemfrequenz und der Puls aus der Ferne gemessen werden.
Fachleute im klinischen Bereich erhalten die Ergebnisse in Echtzeit. Das neue System erfährt in diesem Sektor bereits weitläufige Akzeptanz und eine Piloteinführung steht direkt bevor.
„inDemand hat wirklich zu einem kulturellen Wandel in allen teilnehmenden Gesundheitsorganisationen geführt“, merkt Martin an. „Wir beobachten mehr fachliches Engagement mit den aufkommenden Innovationen und Kompetenzen. Ebenso haben bereits 21 ausgewählte Unternehmen erfolgreich bedeutende Lösungen entwickelt. Wir haben über 110 Vorschläge erhalten!“
Auch wenn das EU-finanzierte Projekt inDemand im November 2020 endete, ist es noch immer sehr aktiv. Die drei Pilotregionen verwenden das Co-Creation-Modell weiterhin und mehrere EU-Projekte implementieren die neue Methodologie. In Paris wurde kürzlich eine darauf aufbauende Initiative namens InnovUp gestartet, um „einen dynamischeren Einsatz von Innovation in Gesundheitsorganisationen in der Region Île-de-France zu fördern“.