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Geschlechtsspezifische Gewalt in EU-Forschungseinrichtungen bekämpfen

Geschlechtsspezifische Gewalt ist weit verbreitet und betrifft nach Angaben der EU-Agentur für Grundrechte etwa 30 % der Frauen in Europa. Besonders in Forschungseinrichtungen können hierarchische Strukturen Machtmissbrauch begünstigen. Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts UniSAFE wird diese Gewalt in der Wissenschaft, von der Frauen, Männer und nicht-binäre Menschen betroffen sind, bekämpft.

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Trotz früherer Studien, die auf die tiefgreifenden Auswirkungen geschlechtsspezifischer Gewalt in Forschungseinrichtungen hinwiesen, fehlte es bisher an einem umfassenden Verständnis des Themas. Sofia Strid, wissenschaftliche Koordinatorin von UniSAFE, bemerkt:

„Die akademische Welt ist kein gewöhnlicher Arbeitsplatz – sie ist ein Brennpunkt von Macht, Autorität und Hierarchie, strukturiert durch Alter, Geschlecht und andere Ungleichheiten. Wir wissen schon seit einiger Zeit um die negativen Folgen geschlechtsspezifischer Gewalt im Hochschulbereich, aber wir hatten keine konkreten Zahlen.“

Obwohl in letzter Zeit auf europäischer politischer Ebene verstärkt Maßnahmen ergriffen wurden, um geschlechtsspezifische Gewalt in der akademischen Welt anzuerkennen und zu bekämpfen, wird das Thema nach wie vor kaum beachtet. Ohne ausreichendes Wissen und eine entsprechende Infrastruktur ist es schwierig, derartige Gewalt vollständig zu verhindern, vor ihr zu schützen oder sie zu verfolgen.

Die Ziele des Projekts UniSAFE waren sehr klar: Es ging darum, die Zusammenhänge von geschlechtsspezifischer Gewalt zu verstehen, Beweise für die Verbreitung und die Auswirkungen von Gewalt zu sammeln, die Ursachen zu verstehen und wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Strid, außerordentliche Professorin für Geschlechterforschung an der Universität Örebro erklärt: „Unser Ziel war es, bessere Kenntnisse über geschlechtsspezifische Gewalt in der Hochschulbildung zu erlangen und dieses Wissen in innovative operative Instrumente und Empfehlungen zu übersetzen, die Forschungseinrichtungen nutzen können.“

Beispiellose Ergebnisse

UniSAFE führte eine beispiellose Umfrage in 15 Ländern durch, die umfangreiche Forschungsinterviews und Fallstudien umfasste.

Sie ergab, dass 62 % der 42 000 Befragten in ihrem Wissenschafts- oder Forschungsumfeld irgendeine Form von geschlechtsspezifischer Gewalt erlebt hatten. Während in der Vergangenheit ein Großteil der Aufmerksamkeit auf Gewalt gegen Frauen gerichtet war, befasste sich diese Umfrage auch mit Gewalt gegen Männer und nicht-binäre Personen.

Strid fügt hinzu: „Die Prävalenzzahlen sind schockierend hoch und bei nicht-binären Menschen, ethnischen Minderheiten und Menschen mit einer Behinderung oder chronischen Erkrankung sogar noch höher. Im Gegensatz dazu sind die Meldezahlen niedrig: nur 12,5 % der Befragten, die geschlechtsspezifische Gewalt erfahren haben, haben es gemeldet.“

Es wurden auch Schlüsselfragen gestellt, z. B. ob es in den EU-Mitgliedstaaten einen ausreichenden rechtlichen oder politischen Rahmen gibt, um den institutionellen Wandel voranzutreiben. Politische Maßnahmen sind zwar unerlässlich, ihre Wirksamkeit hängt jedoch von ihrer Umsetzung auf allen Ebenen ab.

Bedeutung forschungsstarker Organisationen

Eine der erheblichen Herausforderungen für UniSAFE war die Überwindung institutioneller Widerstände. Obwohl das Problem der geschlechtsspezifischen Gewalt allgemein anerkannt wurde, stieß die Umsetzung dieses Bewusstseins in sinnvolle Maßnahmen häufig auf Hindernisse. Das Projektteam sorgte dafür, dass wichtige Interessengruppen zusammenkamen, um Partnerschaften zu bilden, Wissen auszutauschen und praktische Lösungen zu entwickeln.

Der Aufbau dieser unterstützenden Gemeinschaft innerhalb Forschungseinrichtungen war entscheidend für den Fortschritt. Durch die Zusammenarbeit mit den Forschungseinrichtungen und deren Einbeziehung in die Forschungsaktivitäten wurde ein Gefühl der gemeinsamen und kollektiven Verantwortung geschaffen.

„Wir wollten eine Gemeinschaft von Forschungseinrichtungen aufbauen“, sagt Strid. „Sechsundvierzig Forschungseinrichtungen in 15 Ländern waren an der Umfrage beteiligt. Wir haben mit den Forschungseinrichtungen bei der Bestandsaufnahme der Politik, bei Fallstudien und in neun Workshops zusammengearbeitet, um unsere Forschungsergebnisse in Instrumente und Empfehlungen umzusetzen.“

Neue Modelle für geschlechtsspezifische Gewalt

Im Laufe von drei Jahren lieferte UniSAFE aktuelle, solide und zuverlässige Daten über neu auftretende Formen von Gewalt bei Forschungseinrichtungen sowie ein innovatives Instrumentarium zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt unter Verwendung eines ganzheitlichen Analysemodells.

Dieses Modell diente dazu, umfassendes Wissen über Gewalt und Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung zu vermitteln, und zwar auf der Grundlage von Prävalenz, Prävention, Schutz, Strafverfolgung, Partnerschaften, Bereitstellung von Dienstleistungen und Politik. Es wurde ebenso dazu verwendet, die nationalen Politiken und rechtlichen Strukturen in 33 Ländern zu erfassen.

Die Projektergebnisse wurden dann in konkrete politische Empfehlungen, maßgeschneiderte Instrumente und Schulungen umgesetzt, um die Beteiligten bei der Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt zu unterstützen.

„Eines der vielen wichtigen Ergebnisse ist unser Bewertungsrahmen sowie das Bewertungsinstrument, das als Ausgangspunkt für jede Einrichtung dient. Das Instrumentarium bietet auch einen Fahrplan, einen Aktionsplan und ein Protokoll für den Umgang mit geschlechtsspezifischer Gewalt“, so Strid.

Die Ergebnisse von UniSAFE wurden auf Veranstaltungen vorgestellt, an denen Verantwortliche der EU-Politik und nationale Behörden teilnahmen, darunter zwei bemerkenswerte Konferenzen, die von der spanischen und der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft organisiert wurden und auf denen das Instrumentarium vorgestellt wurde, sowie das UniSAFE-Abschlusstreffen, bei dem alle Interessengruppen des Projekts zusammenkamen, um die Ergebnisse zu präsentieren.

Durch gemeinsame Anstrengungen und nachhaltiges Engagement hat UniSAFE einen wichtigen Präzedenzfall für die Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt in ganz Europa geschaffen.

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Einzelheiten zum Projekt

Kurztitel des Projekts
UniSAFE
Projekt-Nr.
101006261
Projektkoordinator: Frankreich
Projektteilnehmer:
Belgien
Tschechien
Frankreich
Deutschland
Litauen
Polen
Spanien
Schweden
Vereinigtes Königreich
Aufwand insgesamt
€ 3 198 540
EU-Beitrag
€ 3 198 540
Laufzeit
-

Siehe auch

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