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Bei einer lebensbedrohlichen Katastrophe sind schnelle Reaktionszeiten entscheidend, um die Verluste an Menschenleben zu begrenzen und den Opfern erste Hilfe zu leisten. „Die Notfallteams müssen sich einen Überblick über das von der Katastrophe betroffene Gebiet verschaffen und die Lage verstehen können“, erklärt Max Friedrich vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der das Projekt RESPONDRONE koordiniert. „Das bedeutet, dass wir u. a. Zugang zu Echtzeitinformationen über den Zustand kritischer Strukturen, den Zugang zu Straßen und den genauen Standort von Opfern erhalten.“
Je schneller ein umfassender Überblick über ein Katastrophengebiet gewonnen und ein Kommunikationsnetz aufgebaut werden kann, desto schneller können die Ersteinsatzkräfte koordiniert reagieren.
Die Erfassung, Verarbeitung und Weitergabe solcher Informationen kann jedoch eine Herausforderung darstellen, insbesondere wenn keine zuverlässige Kommunikationsinfrastruktur zur Verfügung steht.
Situationsbewusstsein in Katastrophengebieten
Zur Bewältigung dieser Herausforderung wurde im Rahmen des EU-finanzierten Projekts RESPONDRONE eine neue Plattform zur Lageerfassung für Ersteinsatzkräfte aufgebaut und getestet. Das grundlegende Konzept sieht vor, dass eine Drohnenflotte, die speziell für den Einsatz unter rauen Bedingungen erstellt wurde, wichtige Informationen aus dem Katastrophengebiet in Echtzeit sammelt und übermittelt.
Dafür wurden die von kamerabestückten Drohnen erhobenen Informationen den Einsatzkräften über ein webbasiertes System bereitgestellt. „Die Einsatzkräfte können diese Informationen über ihre mobilen Geräte abrufen“, bemerkt Friedrich. „Die Drohnen bieten außerdem Internetzugang über ein offenes WLAN in Gebieten mit unterbrochener Kommunikationsinfrastruktur. Sie können zudem eingesetzt werden, um medizinisches Material oder Ausrüstung in schwer zugänglichen Gebieten abzuwerfen.“
Es wurde eine Bodenkontrollstation entwickelt, mit der mehrere Drohnen gleichzeitig sicher gesteuert werden können, und der Einsatzleitung wurde eine grafische Schnittstelle zur Verfügung gestellt, die eine Karte des Katastrophengebiets mit den Drohnenstandorten und den Ersteinsatzkräften vor Ort zeigt. So kann die Einsatzleitung einsatzrelevante Entscheidungen treffen und die Ersteinsatzkräfte müssen vor Ort keine Drohnen mehr selbst steuern.
„RESPONDRONE war von Beginn an ein Projekt, bei dem die Endnutzenden im Mittelpunkt standen“, sagt Friedrich. „Die Ersteinsatzkräfte haben sich aktiv an der Konzeption, Entwicklung und Bewertung der Plattform beteiligt. Insgesamt waren neun Notfallorganisationen Teil des Gemeinschaftsunternehmens und wurden von unseren technischen Partnern regelmäßig konsultiert.“
Eine schnelle Notfallreaktion fördern
Die Plattform wurde im ATLAS-Flugzentrum in Jaen, Spanien, vorgeführt. Ziel war es, zu verdeutlichen, wie die RESPONDRONE-Plattform Ersteinsatzkräfte bei ihren täglichen Einsätzen unterstützen kann.
„Zu diesem Zweck wurden teilweise geskriptete Szenarien durchgeführt“, erklärt Friedrich. „Jedes Szenario begann mit einem eingehenden Telefonanruf – zum Beispiel einem Feueralarm oder der Meldung eines vermissten Wanderers – gefolgt vom Start und der Steuerung von Drohnen, die mit Kamera- und Kommunikationstechnologien ausgestattet sind.“
Sobald das Feuer oder der Wanderer entdeckt wurde, wurde der Standort überprüft. Die Einsatzkräfte vor Ort fuhren dann mithilfe der mobilen App der Plattform zum Einsatzort. So konnten sie in Echtzeit Informationen über die Lage erhalten und ihre Aufgaben mit der Einsatzleitung absprechen und koordinieren.
„Wir konnten genau darlegen, wie die RESPONDRONE-Plattform es den Ersteinsatzkräften ermöglicht, schnell auf Informationen zuzugreifen und sich zu koordinieren“, ergänzt Friedrich. „Da die Ersteinsatzkräfte besser informiert sind, können sie ihre Aufgaben effizienter und effektiver erfüllen. Damit erhöht sich die öffentliche Sicherheit ebenso. Darüber hinaus haben wir durch den nutzungszentrierten Entwurfsprozess sichergestellt, dass die Ersteinsatzkräfte die Plattform als intuitiv und leicht bedienbar empfinden.“
In Zukunft wollen Friedrich und sein Team die Plattform weiter ausbauen und verbessern. Ein Partner des Gemeinschaftsunternehmens hat bereits mit der Kommerzialisierung begonnen, um potenzielle Kundschaft für diese innovative und potenziell lebensrettende Plattform zu finden.