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Jedes Jahr entstehen in der EU über 2,5 Milliarden Tonnen Abfall – das entspricht ganzen 5 Tonnen pro Kopf. Die gute Nachricht ist, dass ein Großteil des Abfalls recycelt und wiederverwendet werden kann. Die schlechte Nachricht hingegen ist, dass dazu geeignete Sammlungsverfahren erforderlich sind, was sich in der Realität oft nicht so leicht bewerkstelligen lässt.
„Die Abfallsammlung ist ein breit gestreuter Prozess und genau da liegt das Problem“, sagt Tjerk Wardenaar, Berater bei EGEN. Das Unternehmen gehört zur PNO Group, dem Hauptpartner des Projekts. „Einzelne Verbraucherinnen und Verbraucher werfen kleine Mengen an Müll weg, die lokalen und regionalen Behörden richten Sammlungssysteme ein, Entsorgungsunternehmen kümmern sich um die Abholung, Recyclingunternehmen um die Rückgewinnung von Materialien usw.“
Mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts COLLECTORS möchte Wardenaar unser Verständnis dahingehend verbessern, wie diese verschiedenen Schritte miteinander in Beziehung stehen. „Die Abfallsammlung hängt von einer Kombination aus gesellschaftlichen und technischen Faktoren ab“, erläutert er. „Unser Ziel ist, bewährte Verfahren zu ermitteln, die den Verantwortlichen der Politik zur Umsetzung eines integrierten Abfallsammlungssystems dienen, das den Übergang in Europa hin zu einer abfallfreien, kreislaufförmigen Wirtschaft unterstützt.“
Leitlinien für jede Entscheidungsebene
Zunächst wurden im Rahmen des Projekts Informationen zu 242 Abfallsammlungssystemen in ganz Europa zusammengetragen. Anschließend wurden diese Daten harmonisiert, analysiert und in einer Online-Datenbank zusammengestellt, die nach einem bestimmten Abfallflussmerkmal oder nach lokalen/regionalen Merkmalen durchsucht werden kann.
Diese Daten bilden die Grundlage für zwölf regionale Fallstudien mit Untersuchungen zu verschiedenen Arten von Abfallsammlungssystemen einschließlich Lebenszyklusbewertung und Kosten-Nutzen-Analyse. Mit einbezogen werden dabei auch Faktoren, die Bürgerinnen und Bürger zur Nutzung der Abfallsammlungssysteme motivieren und die Übereinstimmung mit der weiteren Recycling-Wertschöpfungskette gewährleisten. „Diese Fallstudien sind Beispiele für bewährte Verfahren in der Abfallsammlung im Rahmen verschiedener Regionen“, so Wardenaar.
Vom Projektteam wurden außerdem Leitlinien und Empfehlungen zur Schaffung leistungsfähigerer Abfallsammlungssysteme erstellt. Für die verschiedenen Ebenen der Entscheidungsfindung, darunter EU-, nationale, regionale und lokale Ebenen, wurden spezifische Leitlinien erarbeitet. So wird etwa für die EU- und nationalen Ebenen eine Abkehr von herkömmlichen Methoden der kommunalen Abfallwirtschaft zugunsten eines Kreislaufwirtschaftsansatzes empfohlen. Auf der lokalen Ebene werden den Entscheidungsträgerinnen und -trägern praktische, leicht umsetzbare Empfehlungen für eine bessere Leistungsfähigkeit der Abfallsammlung an die Hand gegeben.
„Europäische Ziele wie die europäische Abfallrahmenrichtlinie sind zweifellos wichtige Impulse für eine bessere Abfallsammlung, doch diese Ziele hängen letztlich von der erfolgreichen Umsetzung auf der regionalen und lokalen Ebene ab“, erklärt Wardenaar. „Unsere Empfehlungen verweisen nachdrücklich auf die Herausforderungen, mit denen lokale Akteure in der Abfallwirtschaft bei der Umsetzung solcher Ziele konfrontiert sind.“
Sichtbare Erfolge dank der Empfehlungen
Die Empfehlungen des Projekts zeigen bereits Wirkung. Unter anderem arbeiten mehrere der Konsortialpartner mit lokalen und regionalen Behörden für Abfallsammlung zusammen, um diese Empfehlungen umzusetzen. Zudem prüft die Europäische Kommission, wie sie die Projektergebnisse und -empfehlungen für ihr Ziel der Harmonisierung der vielen verschiedenen Abfallsammlungssysteme in Europa nutzen kann.
Wardenaar betrachtet diese Ergebnisse als Zeichen dafür, dass die Schaffung besserer Abfallsammlungssysteme in hohem Maße auf Interesse und Unterstützung stößt. „Dieses Interesse besteht nicht nur aufseiten der Entscheidungspersonen, sondern – was vielleicht noch wichtiger ist – auch aufseiten der Bürgerinnen und Bürger“, so Wardenaar abschließend. „Um dieses Interesse zu nutzen, müssen wir unseren Fokus ausweiten und sicherstellen, dass unsere Abfallsammlungssysteme das Recyclingvolumen tatsächlich erhöhen und den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft fördern.“