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Eigenverantwortung und Resilienz Vertriebener stärken

Europa ist mit Flüchtlingszuströmen, d. h. einem Teil der weltweit mehr als 16 Millionen langanhaltend vertriebenen Menschen, konfrontiert. Das EU-finanzierte Projekt TRAFIG entwickelte nun besser auf die Bedürfnisse und Kompetenzen Vertriebener zugeschnittene Lösungen. Dank dieser Arbeit leben sich bereits Vertriebene mit Erfolg in ihrem neuen Zuhause ein.

©Lydia Geissler Stock #90752123 source: stock.adobe.com 2023

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Nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen leben weltweit etwa 16 Millionen Menschen jahrelang im Exil, ohne jede Aussicht auf Rückkehr, Neuansiedlung oder lokale Eingliederung. Diese sogenannte langanhaltende Vertreibung bringt wirtschaftliche Instabilität, gesellschaftliche Ausgrenzung, Rechtsunsicherheit und eine ungewisse Zukunft mit sich. Politische Lösungen gehen oft an den tatsächlichen Bedürfnissen der vertriebenen Menschen vorbei. Außerdem schränken sie ihre Chancen ein, anstatt sie zu erhöhen.

Nachhaltige Lösungen im Umgang mit langfristiger Vertreibung

Um die Hintergründe dieser langanhaltenden Vertreibungen besser zu verstehen, führte das Projekt TRAFIG empirische Untersuchungen in Afrika, Asien und Europa durch. An diesen beteiligten sich über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren mehr als 3 120 Personen. Forschungsschwerpunkte waren fünf Faktoren, die Einfluss darauf haben, ob Menschen in der Situation der langanhaltenden Vertreibung verbleiben oder ihr entkommen können: staatliche Regelungen zu Asylrecht und Flüchtlingsschutz, soziale Absicherung und Lebensgrundlagen auf lokaler Ebene, grenzübergreifende Netzwerke und Mobilität, Intergruppenbeziehungen zwischen Vertriebenen und Einheimischen sowie Entwicklungsanreize zur Aufnahme Geflüchteter.

„Aus mehr als 2 800 Interviews mit Vertriebenen, politisch Verantwortlichen und Fachleuten ergab sich ein bedenkliches, wiederkehrendes Muster: Bei allen Versuchen, sich nach gewaltsamer Vertreibung ein neues Leben aufzubauen, stoßen Geflüchtete und Binnenvertriebene auf Hindernisse, Barrieren und Sackgassen“, erklärt Benjamin Etzold, wissenschaftlicher Koordinator von TRAFIG und Forschungsleiter am Bonn International Centre for Conflict Studies.

„Hunderte Vertriebener berichteten uns über das Gefühl der Ungewissheit, kein wirkliches Ankommen und endloses Warten auf die unwahrscheinliche Chance, einen klaren Weg aus dem jahrelangen Chaos der Übergangslösungen zu finden.“

Augenmerk auf soziale Vernetzung und Mobilität Vertriebener richten

Die Projektpartner bewerteten, inwieweit Regierungspolitik, Asyl- und Schutzprogramme, Hilfsangebote und lokale wirtschaftliche Maßnahmen am Wohnort den äußerst schwierigen Umständen, unter denen Vertriebene oft jahrelang leben, gegensteuern können. Analysiert wurden zudem soziale und wirtschaftliche Vernetzungen sowie Mobilität über die entsprechenden Wohnorte und Aufnahmeländer hinaus.

Wie aus dem Synthesebericht von TRAFIG hervorgeht, sind die meisten Geflüchteten oft deutlich besser vernetzt als angenommen. Dabei werden länderübergreifende Netzwerke genutzt, um den Lebensunterhalt zu sichern, den Kontakt zu Angehörigen zu halten und die Zukunftsaussichten zu verbessern. Abhängig von Land, Wohnort oder Zielgruppe unterscheiden sich Umfang, Intensität und Verlässlichkeit dieser länderübergreifenden Verbindungen jedoch deutlich.

„Insgesamt heißt das, je besser lokale, nationale und transnationale Unterstützungsnetzwerke funktionieren, desto besser können Geflüchtete die vielfältigen Herausforderungen nach der Vertreibung meistern“, sagt Etzold, „und umso leichter fällt ihnen die ihr Leben betreffende Neuorientierung, um dieser langwierigen Problematik zu entkommen.“

Politik und Praxis bei Hilfsangeboten unterstützen

Das Leitlinienhandbuch TRAFIG stellt Anregungen, Beispiele, politische Empfehlungen und bewährte Praktiken zur Verfügung. Es bietet wichtige Ratschläge an, wie auf die Menschen ausgerichtete und nachhaltige Lösungen für das Problem der langanhaltenden Vertreibung zu finden sind. Die Erkenntnisse von TRAFIG tragen dazu bei, die Hauptziele des Globalen Pakts für Flüchtlinge des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen zu erreichen, und werden all jenen zugutekommen, die sich für den Schutz Geflüchteter, lokale Integration, Neuansiedlung sowie Rückkehr und zirkuläre Mobilität einsetzen. Die Forschungsarbeit liefert außerdem neue Ansätze für humanitäre Hilfsprojekte und Entwicklungspolitik in den Erstaufnahmeländern.

Ein Instrumentarium für die Praxis enthält Vorschläge zur Stärkung von Kontakten im Verlauf von Flucht und Vertreibung. „Wir können nun sehr viel besser nachvollziehen, wie langfristig andauernde Situationen der Vertreibung entstehen und auf welche Weise sie von den sozialen Netzwerken der Geflüchteten und Binnenvertriebenen beeinflusst werden“, so Etzold abschließend.

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Einzelheiten zum Projekt

Kurztitel des Projekts
TRAFIG
Projekt-Nr.
822453
Projektkoordinator: Deutschland
Projektteilnehmer:
Österreich
Ethiopia
Deutschland
Griechenland
Italien
Jordan
Niederlande
Norwegen
Pakistan
Tanzania
Vereinigtes Königreich
Aufwand insgesamt
€ 3 098 426
EU-Beitrag
€ 3 098 426
Laufzeit
-

Siehe auch

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