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Verstädterung, Industrialisierung und Klimawandel erhöhen die Risiken, die Häufigkeit und die Auswirkungen von Katastrophen großen Ausmaßes, darunter Erdbeben, Chemieunfälle, Überschwemmungen und Terroranschläge. Um die Auswirkungen und die Opferzahl zu begrenzen, ist eine rechtzeitige und wirksame Reaktion auf diese Ereignisse entscheidend.
Ersteinsatzkräfte und Rettungsteams müssen mit hochmodernen Werkzeugen und Spezialinstrumenten ausgestattet werden, um ihre Fähigkeiten zu verbessern. Die von den Rettungsteams angewandten Einsatzmethoden und -mittel sind allerdings in den einzelnen Mitgliedstaaten so unterschiedlich, dass es oft schwierig ist, sie zusammenarbeiten zu lassen, insbesondere bei vielen Verletzten.
„Den Einsatzteams fehlt es an gemeinsamen Überwachungs- und Kommunikationskanälen, und die derzeitige Verwaltung ist nicht in der Lage, Probleme wie die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Teams, die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und die Einsatzplanung zu lösen“, erklärt Christos Ntanos, Forschungsleiter an der Nationalen Technischen Universität Athen und Projektkoordinator. „Wir sehen oft, dass sich die Rettungskräfte auf ihre eigenen Sinne und eine einfache Schutzausrüstung verlassen, anstatt von modernsten Unterstützungstechnologien zu profitieren.“
Elektronische Nase
Das Konsortium von Search and Rescue, dem 28 Partner aus 12 EU-Mitgliedstaaten angehören, stützte sich auf das Fachwissen und die Infrastruktur früherer Projekte wie CONCORDE und IMPRESS, um eine eigene Reihe von Instrumenten und Technologien für die erste Reaktion aufzubauen.
Das Team übernahm und erweiterte die Funktionen der hochgradig interoperablen, modularen und offenen CONCORDE-Softwareplattform für die Kommunikation und Koordination von Notfallmaßnahmen und erhöhte ihre Flexibilität und Skalierbarkeit. In sieben groß angelegten Pilotszenarien konnten somit verschiedene Gruppen effektiver zusammenarbeiten. Außerdem wird es im Katastrophenschutzmanagement in Zukunft leichter fallen, neue Technologien und Standardlösungen einzusetzen.
Das Konsortium hat zudem eine Reihe von neuen Technologien und Erfindungen erschlossen. Dazu gehören „intelligente“ Uniformen mit eingebetteten Sensoren, die den Gesundheitszustand der Hilfskräfte und die Umgebungsbedingungen erfassen, intelligente Brillen, Sensoren zur Strahlungserkennung und verschiedenen gefährlichen Gasen, ein speziell für die Evakuierung von Kleinkindern aus Katastrophengebieten erarbeitetes Rettungspaket, Smartphone-Anwendungen für Freiwillige, eine E-Learning-Plattform für Ersthilfskräfte, eine Mixed-Reality-Kommandozentrale für Verantwortliche der Politik und vieles mehr. Ntanos kommentiert: „Wir haben auch einen autonomen Roboter gebaut, der mit einem Massenspektrometer ausgestattet ist, das die Nase eines Hundes nachahmen kann.“
Das Team testete all diese Technologien in Übungen in ganz Europa mit insgesamt 716 Beteiligten. „Den Schwerpunkt dieser Übungen bildeten spezifische Anwendungsfälle, darunter Erdbeben, Überschwemmungen, Bergrettung und Waldbrände“, fügt Ntanos hinzu. Die Evaluierung und iterative Verbesserung waren von zentraler Bedeutung, und durch die kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Forschenden und Endnutzenden wurden bedeutende Fortschritte erzielt. Diese Übungen bestätigten nicht nur die Wirksamkeit der Technologien von Search and Rescue, sondern ebneten auch den Weg für ihre nahtlose Integration in bestehende Katastrophenmanagementsysteme.
Den Weg in die Zukunft bereiten
Auf dem Weg zu einer breiteren Umsetzung des Projekts unterstreicht Ntanos die Bedeutung eines nachhaltigen Engagements mit den Interessengruppen. „Eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschenden, Innovatoren, Fachleuten für öffentliche Sicherheit, Verantwortlichen der Politik und der Gesellschaft im Allgemeinen ist unerlässlich“, erklärt er. Durch die Förderung von Partnerschaften und die Sicherung weiterer Finanzmittel lautet das Projektziel, seine Technologien zu verfeinern und ihren Übergang von Prototypen zu marktreifen Produkten zu erleichtern.
Das Projekt Search and Rescue stellt einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise dar, wie Europa das Katastrophenmanagement angeht. Durch die Nutzung der Technologie und die Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bietet es einen Ausblick auf eine Zukunft, in der die Ersthilfskräfte mit den Werkzeugen und dem Wissen ausgestattet sind, das sie benötigen, um die Auswirkungen von Katastrophen zu mildern und Leben zu retten.
Diese Bereitschaft wird die Resilienz der EU-Mitgliedstaaten gegenüber den Auswirkungen von Katastrophen erhöhen, Leben retten und die Zeit, die die Gemeinschaften brauchen, um sich wieder zu erholen, minimieren.